Shared Space auf den Weg bringen…

… eine Zusammenfassung der aktuellen Entwicklung

Es traf sich gut, dass ausgerechnet das Thema „Shared Space: Die Straße ist für alle da“ als Eröffnungsthema der Bremer Umwelt Tage 2011 gewählt wurde. Die fachkundige Diskussion, nach Eröffnungsrede des Bremer Senators für Umwelt, Bau und Verkehr, Dr. Joachim Lohse, moderiert von Klaus Wolschner, taz-Journalist, erfolgte unter Teilnahme zahlreicher kompetenter Gäste, allen voran Klaus Goedejohann, Bürgermeister Bohmte. Ohne Zweifel hatten die Shared-Space-Befürworter die Nase vorn. So wurde denn auch unter anderem die Shared-Space-Entwicklung im Schweizer Viertel in den Blickpunkt gestellt.

Shared Space ist angesagt. Berichte zum Thema häufen sich in den Medien. Seit Beginn des Jahres 2011, auch das wurde bei der Veranstaltung deutlich gemacht, strebt auch die Interessengemeinschaft Schweizer Viertel eine Shared-Space-Lösung im Quartier an. Infolge einer Bürgerversammlung in der Gesamtschule Ost meldeten sich zahlreiche Bürgerinnen und Bürger, die sich näher mit dem Thema befassen wollten. Sie haben in zahlreichen Bürger-Work-Shops für die Walliser Straße und St. Gotthard Straße Vorschläge erarbeitet, die zwischenzeitlich Herrn Senatsbaudirektor Franz-Josef Höing zugeleitet wurden, mit der Bitte, diese Ergebnisse zur Arbeitsgrundlage der Verwaltung zu nehmen. Diese vorbildliche Arbeit der beteiligten Bürgerinnen und Bürger aus Osterholz war nur möglich, weil Herr Prof. Dr. Ing. Carsten-Wilm Müller, von der Hochschule Bremen, die Teilnehmer unentgeltlich fachlich beraten, begleitet und fortlaufend unterstützt hat. Dafür danken wir im Namen aller Beteiligten der Hochschule Bremen und insbesondere Herrn Professor Dr. Müller. Einer Besichtigung vor Ort in Bohmte folgten zahlreiche Workshops, an deren Ende Beschlüsse gefasst wurden. Dabei wurden zwei Schwerpunkte gesetzt:

• Shared Space in der St.-Gotthard-Straße / Marktplatz

• Shared Space in der Walliser Straße / Gesamtschule Ost.

Marktplatz

Die baulichen Veränderungen bedingt durch die Verlängerung der Straßenbahnlinie 1 bis zum Bahnhof Mahndorf werden von den Bürgerinnen und Bürgern im Schweizer Viertel als Chance angesehen. Einerseits wird die Anzahl der Pendler mit dem ÖPNV sinken. Andererseits besteht die Chance, aus der Wendeschleife eine attraktive Fläche mit Marktplatz, Handel und Kultur zu erschaffen. In Verbindung mit einem Shared-Space-Feld auf der St.-Gotthard-Straße erlebt das Viertel eine Aufwertung durch Verbesserung der Lebensqualität.

Workshop Shared Space – St.-Gotthard-Straße – Beschlussfassung vom 21.09.2011

 

In ihrer abschließenden Runde beschloss der Workshop Shared Space – St.-Gotthard-Straße unter der Leitung von Gerd Hunold am 21.09.2011 die folgenden Positionen:

  • Die Shared-Space-Zone soll sich auf einem Teilstück der St.-Gotthard-Straße von der Einmündung Züricher / Davoser Straße bis zur jetzigen Einmündung der Walliser Straße erstrecken.
  • Die Zone ist nach Möglichkeit in der Breite von Hauswand zu Hauswand zu realisieren.
  • Die Fläche ist eben, barrierefrei und nach Möglichkeit einheitlich herzurichten.
  • Die Entwässerung erfolgt über eine mittig zu installierende Kanalisation.
  • Zur Verkehrsverunsicherung soll eine kreative, bunte Gestaltung der Straßenoberfläche erfolgen. Hintergrund ist die Vermeidung, aus der Anordnung der Regeneinläufe Rückschlüsse auf den Straßenverlauf zu gewinnen.
  • Parken hat ausschließlich in Park-Nischen außerhalb der Shared-Space-Zone zu erfolgen (Stellplätze REWE, Nischen-Nutzung, Tessiner Straße).
  • Vorhandene Bäume auf der jetzigen Verkehrsfläche St.-Gotthard-Straße (3 Bäume) sollen an Ort und Stelle erhalten bleiben.
  • Blindenleitsysteme und akustische Leitsysteme (Vibrationen oder Ansagen „sie stehen vor der Apotheke“)sollen integriert werden.
  • Die Möblierung, das Aufstellen von Bänken, Fahrradständern, Papierkörben erfolgt zum Schluss.
  • Zudem soll der Shared-Space-Bereich zur regelfreien Zone erklärt werden.

clip_image002

Walliser Straße / Gesamtschule Ost

Eine Lebensader zu dem zukünftigen Marktplatz Osterholz ist die Walliser Straße, deren Zustand von Anwohnern, was die Sicherheit betrifft, als katastrophal bezeichnet wird. Die Gesamtschule Ost ist an der Walliser Straße beheimatet. Folglich setzen sich auch täglich rund 2.000 Schülerinnen und Schüler sowie 250 Lehrkräfte den täglichen Gefahren des Verkehrs aus. Shared Space auf einem Teilstück der Walliser Straße sowie die Sanierung des restlichen Teilstücks in Richtung Marktplatz Osterholz sind Bestandteile eines Masterplans zur Verbesserung und Aufwertung des Umfeldes.

Workshop Shared Space – Walliser Straße / Gesamtschule Ost – Beschlussfassung vom 18.10.2011

Im Zeitraum April bis Oktober 2011 (8 Workshops) hat der Bürger-Workshop „Shared Space – Walliser Straße“ unter der Leitung von Peter Lüttmann regelmäßig getagt und in seiner vorerst letzten Sitzung am 18.10.11 folgende Positionen beschlossen.

• Die Shared Space – Zone soll auf einem Teilstück der Walliser Straße umgesetzt werden. (Plan: 1, Einmündung Graubündener Str. bis Plan: 5 Einmündung A. d. Schevemoorer Heide).

• Die Walliser Straße in ihrem jetzigen Zustand, wird dem Anspruch einer Zuwegung für die GSO (Bremens größter allgemein bildender Schule), der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, der Stadtteilbibliothek Osterholz, der Bezirkssportanlage Schevemoor und dem Schulzentrum Walliser Straße, in keiner Weise gerecht.

• Die zahlreichen Ortsbegehungen der Workshop -Teilnehmer Walliser Straße haben gezeigt, dass die gegenwärtige Zustand (Hindernisse) eher eine Verkehrsbeschleunigung statt Beruhigung provoziert. Immer wieder entstehen gefährliche Situationen insbesondere für Fahrradfahrer im Verengungsbereich der Hindernisse. Die Beseitigung der zwischenzeitlich maroden Hindernisse ist aus Sicherheitsgründen dringend erforderlich!

• Die Umsetzung der Handlungsanleitung zum Umgang mit Gewalt- und Krisensituationen gemäß der bildungsbehördlichen Vorgaben (Notfallplan für die Schulen in Bremen, 2009) ist durch die straßenbauliche Situation der Walliser Straße nicht möglich. Im Frühjahr 2011 musste eine geplante Evakuierung, wegen einer Bombenentschärfung, von Senioren aus der Egestorff-Stiftung in die GSO abgebrochen werden, da der An- und Abtransport der Menschen in dem vorgegebenen Zeitraster aufgrund der schlechten Zuwegung, durch die verkehrsberuhigenden Einbauten, zur GSO nicht umsetzbar war. Zudem wurden erhebliche Beschädigungen durch die Hindernisse in der Walliser Straße an den Einsatzfahrzeugen befürchtet. Den alten und gebrechlichen Menschen konnte ihre Unverletzlichkeit während des Transports durch die Walliser Straße nicht zugesichert werden.

• Die Verkehrszählung vom ASV (2006), und auch eigene Zählungen im Rahmen des Workshop, haben gezeigt, dass die Walliser Straße trotz der verkehrsberuhigenden Maßnahmen eine Durchgangsstraße geblieben ist. Die Walliser Straße ist eine „verkehrsberuhigte Durchgangsstraße“ und dadurch ein verkehrstechnisches Paradoxum.

Baumaßnahmen Abschnitte 1 und 2 mit Erklärungen

1. Abschnitt zwischen Graubündener Straße und Auf der Schevemoorer Heide:

• Im Bereich der Einmündung der Walliser Straße in die Graubündener Straße, mit Sinussteinen auf das Niveau der vorhandenen beiderseitigen Gehwege und des Fahrradweges. (Plan: 1)

• Auf der Nordseite der Walliser Straße (GSO-Seite) wird ein Blinden – Leitstreifen in ca. 1,0 m vom Pflasterrand entfernt angeordnet, der auch im Bereich der Baumscheiben immer im gleichen Abstand um die Hindernisse herumführt, um die Verwechslung des Blinden – Leitstreifens mit einer Parkflächen – Fahrbahn – Begrenzung zu vermeiden. Der Straßenverlauf erscheint unklar und unterstützt darum das Prinzip Shared Space! (Plan: 2)

• Die Baumscheibe der Straßenbäume von ca. 3,0 m Durchmesser werden von Pflasterung und Unterbau freigehalten, der Wurzelbereich wird leicht aufgelockert mit frischem Kompost versehen und mit einem Geotextil abgedeckt. Zur Vermeidung von Stolperkanten wird die Baumscheiben – Aussparung bis OK Pflaster mit Weserkies der Körnung 7 bis 10 mm aufgefüllt.

• Die Solothurner Straße wird bis zu den ersten Garageneinfahrten hochgepflastert und auf beiden Straßenseiten mit ca. 1,5 m breiten Pflanzenbeeten versehen. Der Fahrbahnbereich ist dann in der

· Solothurner Straße nur noch 4,5 m breit. (Plan: 3)

• An den Grundstücksgrenzen zu privaten Flächen werden Beton- Hochbordsteine gesetzt, als Begrenzung des neugestalteten öffentlichen gemeinsamen Raumes, mit 8 cm dickem Rechteckpflaster, heiderot, auf einer Tragschicht aus 20 cm dickem Sand-Zementgemisch.

• Vor den Wohnhäusern in der Walliser Straße werden zwischen den vorhandenen Straßenbäumen ebenfalls Pflanzenbeete angeordnet, mit einfachen, niedrig wüchsigen Sträuchern.

• Die Zufahrt zu den Schulparkplätzen und zur Bezirkssportanlage Schevemoor muss im Einmündungsbereich Walliser Straße deutlich großzügiger und übersichtlicher gestaltet (An-und Abreise Klassenfahrten, Sportveranstaltungen, Umsetzung der Handlungsanleitung zum Umgang mit Gewalt- und Krisensituationen gemäß behördlicher Vorgaben). (Plan: 4)

• Das Pflaster wird mit 1 bis 2 % Gefälle zur Straßenmitte hin verlegt. In Straßenmitte wird eine ca. 75 cm breite Pflasterrinne aus hellem Granitkleinpflaster in Beton verlegt, mit Straßeneinläufen alle 15 m, die an den Regenwasserkanal angeschlossen werden.

• Das Ausbauende des 1. Abschnitts ist im Übergang zur Einmündung Auf der Schevemoorer Heide mit Sinussteinen anzuordnen, um auf das Niveau der vorhanden Fahrbahn in der Walliser Straße zu gelangen. (Plan: 5)

clip_image004

2. Abschnitt zwischen Auf der Schevemoorer Heide und St. Gotthard Straße:

• Das Ausbauende des 1. Abschnitts ist unmittelbar hinter der Einmündung Auf der Schevemoorer Heide, vor der Grundstücksausfahrt des städtischen Heimes. Hier werden wieder Sinussteine angeordnet, um auf das Niveau der vorhanden Fahrbahn in der Walliser Straße zu gelangen. (Plan: 6)

• Im weiteren Verlauf der Walliser Straße ist der vorhandene Gehweg in einem maroden Zustand und für den Fußgängerverkehr, insbesondere für behinderte Menschen und Rollstuhlfahrer, nicht geeignet. Es besteht akuter Handlungsbedarf! (Plan: 7)

• Der Gehweg wird um 1,0 m auf Kosten der Fahrbahnbreite verbreitert. (Plan: 7)

• Wichtig ist, dass der Blinden – Leitstreifen auf den Gehweg zum Ende der Walliser Str. (also Haltestelle Straßenbahn / Markplatz) weiter geführt wird. (Plan: 8 )

clip_image006

Die Forderung nach Shared-Space-Lösungen im Bremer Osten basiert auf einem breiten Interesse der Bürgerinnen und Bürger – also eine Bewegung von „unten“ nach „oben!“

Außerdem soll an dieser Stelle erwähnt werden, dass die Interessengemeinschaft die Planungen für den Erweiterungsbau des Kinder- und Jugendhauses Hahnenkamp befürwortet – ein weiterer Meilenstein des Masterplans!

Wie geht es weiter? Nach Vorarbeit der Bürgerinnen und Bürger und deren Beschlüssen erfolgen nun drei weitere öffentliche Workshops unter der Leitung des Senatsbaudirektors Höing. Das Angebot im Einzelnen:

Workshop 1 – 22.11.2011, 16:00 – 20:00 Uhr, Haus im Park am Klinikum Bremen-Ost, Züricher Straße 40, 28325 Bremen.

Schwerpunkt: Was braucht der Ort? Nutzung und Bebauung – Handel, Dienstleistungen, Wohnungsbau.

Workshop 2 – 15.12.2011, 16:00 – 20:00 Uhr, Haus im Park am Klinikum Bremen-Ost, Züricher Straße 40, 28325 Bremen.

Schwerpunkt: Öffentlicher Raum und Verkehr – Shared Space.

Workshop 3 – 15.12.2011, 16:00 – 20:00 Uhr, Haus im Park am Klinikum Bremen-Ost, Züricher Straße 40, 28325 Bremen.

Schwerpunkt: Ein Platz für Osterholz – Fazit aus den Workshops.

Wer generell mehr zum Thema Shared Space erfahren möchte, dem raten wir einen Blick auf die Seite www.bohmte.de. Unter dem Feld „EU-Projekt Shared Space“ ist alles Wissenswerte zusammengefasst.

Wir hoffen auf eine rege Teilnahme an den Workshops. Unterstützen Sie die Zukunft des Schweizer Viertels!