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Polittalk im Nachbarschaftstreff zum Schweizer Viertel: Hier der Artikel zur Veranstaltung aus dem Weser-Kurier vom 25.01.2018

Donnerstag, Februar 1st, 2018

Anwohner fordern bessere Nahversorgung, Siegbert Meß von der IG Schweizer Viertel kann keinen Notstand erkennen

Verliehen ihren Forderungen mit einem Banner Nachdruck: interessierte Anwohner aus Tenever.

Stand Rede und Antwort: IG-Sprecher Siegbert Meß.

Osterholz. Der Verein Aktive Menschen in Bremen (Ameb) hat im Nachbarschaftstreff Am Siek im Quartier Schweizer Viertel den vorerst fünfteiligen Polittalk mit Siegbert Meß von der Interessengemeinschaft Schweizer-Viertel gestartet. Ein Dutzend Interessierter fand sich neben Meß und Quartiersmanager Aykut Tasan ein. Die Gäste hatten ein großes Banner mitgebracht, auf dem ihre Forderung nach besserer Nahversorgung für das Quartier Tenever zu lesen war.

Gute Nahversorgung, das heißt: Einkaufsmöglichkeiten, Ärzte, Schulen, Kitas, alle Dinge und Institutionen des täglichen Bedarfs im nahen Wohnumfeld zu haben. Die Forderung nach besserer Nahversorgung steht in Tenever seit Schließung des letzten Discounters wegen zu geringen Umsatzes im Raum. Verbessert wird Tenevers Nahversorgung allerdings durch die Kita, die anstelle des ehemaligen Discounters entsteht.

Siegbert Meß, Gast des Abends, der sich allen Fragen stellen will, vertritt mit der Interessengemeinschaft Schweizer-Viertel gut 50 Mitglieder, die im Schweizer-Viertel und auf und um den Osterholzer Marktplatz Grund- oder Wohneigentum besitzen oder Handel beziehungsweise Gewerbe treiben.

Schwierige Situation

„Was sagen die Kaufleute dazu?“, wird Meß gleich und direkt auf die Forderung nach besserer Nahversorgung angesprochen. „Rewe hat erweitert. Einen Nahversorgungsnotstand gibt es nicht“, so Meß, der auch auf den nahen Weserpark hinweist. Er führt aus: „Rewe hat hier auf dem Osterholzer Marktplatz nun 5300 Quadratmeter Verkaufsfläche.“ Es gebe für die  Interessengemeinschaft Schweizer-Viertel einen Konkurrenzschutz. Nicht vorhanden sei ein Budget der Mitglieder, durch das sich gemeinsame Werbung oder eine zusätzlich Bank für Kunden finanzieren lasse. Anders sei das im Weserpark, wo jeder Mieter mit der Miete monatlich einen Betrag zahle, durch den Werbung und Aktionen finanziert werden könnten. Zudem stelle sich die Situation am Osterholzer Marktplatz und im Schweizer Viertel schwierig dar, da es allein für das Gebäude, in dem Ärzte und die Post untergebracht seien, 48 Eigentümer gebe. „Wenn Graffitis am Haus sind, ist das nicht schön, aber es gibt Eigentümer, denen das egal ist, weil die Miete, ihre Einnahme, gleich bleibt – ob Graffitis am Haus sind oder nicht, aber die Beseitigung würde ihr Geld kosten“, so Meß.

Weiter berichtet er über gescheiterte Bemühungen, die Situation für Ärzte und Patienten im Haus zu verbessern. Im Gespräch waren unter anderem Behindertenaufzüge. Doch die Ärzte hätten Angebote, die höhere Mieten mit sich gebracht hätten, abgelehnt.

Meß: „Es ist Aufgabe, was man verwaltet, in Ordnung zu halten und, wenn es gut läuft, aufzuwerten.“ Tasan: „Mit 48 Eigentümern bei dem Gebäude ist das schwierig.“ Reklamiertem Dreck vor den Geschäften begegnet Meß mit dem Willen, die Geschäftsleute anzusprechen. Das ehemalige Projekt „Shared Space“ im Schweizer Viertel kommt zur Sprache und führt zum Thema Bürgerbeteiligung. Bei der Gestaltung des Marktplatzes habe es anfangs eine hohe Bürgerbeteiligung gegeben, die dann zurückgegangen sei, weil sich Behörden nicht bürgernah verhalten hätten, so einige Gäste des Abends. Beispiele seien die Pflasterung des Platzes und die „Baumscheiben“ genannten Rundbeete zur Einfassung der Bäume, die jetzt Stolperfallen seien.

Nicht mehr im Bewusstsein dieser Bürger scheint zu sein, dass auf dem Marktplatz Musterpflasterungen verschiedener Steine auslagen, über die aktiv von Bürgern abgestimmt wurde, allerdings wohl von anderen Bürgern. Ebenso bestand damals eine Auswahl an Baumscheiben, über die abgestimmt wurde. Starke Bürgerbeteiligung, wie bei der Gestaltung des Osterholzer Marktplatzes, hinterlässt offensichtlich auch Unzufriedenheit, was am großen Zeitaufwand liegen kann, wenn wie beim Marktplatz in kurzen Rhythmen Entscheidungen insgesamt über drei Jahre hin anstehen. Tasan gibt einen Abriss über die drei Jahre dauernden Bautätigkeiten und Beteiligungen zum neuen Marktplatz.

Keiner kümmere sich um Falschparker im angrenzenden Grün des Marktplatzes, lautet eine neue Beschwerde. Quartiersmanager Tasan bittet um Mithilfe, als Bürger aktiv zu werden und Falschparker anzuzeigen, weil er nicht immer am Marktplatz sein könne und es auch nicht Aufgabe des Interessenverbandes Schweizer Viertel sei, Parker zu kontrollieren.

Am Ende begrüßt Meß es, wenn neue Geschäfte um den Marktplatz entstünden. Aykut Tasan erwähnt das kommende Schweizer Foyer, das einseitig dreigeschossig und abseitig sechsgeschossig in Diskussion ist und eine Vielzahl von sozialen Einrichtungen am Osterholzer Marktplatz zusammenbringen soll, einschließlich des Ortsamtes, des Quartierbüros und Beratungsangeboten.

Polittalk im Nachbarschaftstreff Ameb im Schweizer Viertel, Am Siek 43, Telefon 42 07 50,  freitags um 17 Uhr. Am 16. Februar mit Lars Degen und Jens Christian Meyer von der BSAG zu den neuesten Planungen im direkten Umfeld des Marktplatzes. Am 16. März mit Wolfgang Haase, Beiratssprecher, zur Arbeit des Beirats Osterholz und des Ortsamtes. Am 20. April mit Aykut Tasan, Quartiersmanager Schweizer Viertel, zur Förderung des Sozialen Miteinanders in Quartier. Am 18. Mai mit Cindi Tuncel, Mitglied der Bremischen Bürgerschaft, zu Migration, Sport, Jugend und Friedenspolitik und seiner Arbeit in der Bürgerschaft.